Martina Best-Liesenfeld erläutert die finanzielle Notlage der Einrichtung
Koblenz. Im Rahmen einer Fraktionssitzung war die BIZ-Fraktion zu Gast bei der Fachberatung für Wohnungslose in der Koblenzer Neustadt. Martina Best-Liesenfeld, Cartitasdirektorin, begrüßte den BIZ-Fraktionsvorsitzenden Stephan Wefelscheid und seine Fraktion in den Räumlichkeiten der Fachberatung. Sie zeigte sich erfreut über das Interesse der BIZ und erklärte, dass die BIZ die bisher einzige Fraktion gewesen sei, die auf ihr Anliegen für einen größeren Zuschuss reagiert habe. Die 14.100 Euro, die die Stadt Koblenz der Fachberatung als Zuschuss bewilligt, stehen in keiner Relation zu den Ausgaben in Höhe von mehr als 200.000 Euro, erklärt Best-Liesenfeld. Damit wäre es nicht möglich, die vielfältigen Aufgaben angemessen zu bewältigen.
Die von der Caritas geführte Fachberatung gibt wohnungslosen Menschen die Möglichkeit, sich tagsüber dort aufzuhalten, eine warme Mahlzeit zu sich zu nehmen oder sich zu waschen. Markus Fröhlich, engagierter Leiter der Einrichtung, betont: „Hier geht es in erster Linie um die reine Sicherung der Existenz. Den Menschen soll ein Aufenthaltsort geboten werden, um die grundlegendsten Dinge erledigen zu können.“ Und genau hier fängt das Problem an: Bei Betrachtung der nackten Zahlen muss sich Herr Fröhlich um mittlerweile 97 Personen kümmern, die aus den unterschiedlichsten Gründen in die Obdachlosigkeit geraten sind. Menschen, die arbeitslos wurden und in der Folge die Orientierung verloren haben, Suchtkranke, ehemalige Gefängnisinsassen oder Menschen mit einer psychischen Erkrankung suchen die Fachberatung auf. Neben der Versorgung der Menschen mit dem nötigsten, wie Kleidung oder Nahrung oder auch einer „Wohnadresse“, will die Fachberatung auch helfen, denjenigen, die als „wohnfähig“ eingestuft werden, zu einer bleibenden Unterkunft zu verhelfen.
„Das ist aber auch nur möglich, wenn es den entsprechenden Wohnraum gibt. Es gibt hier in Koblenz ein Obdachlosenheim der AWO mit 28 Betten, acht davon sind für Frauen. Bei einer Stadt mit über 100.000 Einwohnern muss klar sein, dass das zu wenig ist“, erklärt Markus Fröhlich. Man kämpft schon lange an dieser Front, doch bisher ist keine Lösung in Sicht. Passende Wohnungen sind Mangelware und gerade Obdachlose haben es besonders schwer, eine Unterkunft zu finden.
Ein weiteres Ärgernis sind für Markus Fröhlich in seinen Augen Vermieter, die ihre Wohnungen nutzen, um sozial Schwache finanziell auszubeuten. Meist sind das Wohnungen, in denen auf kleinstem Raum mehrere Menschen wohnen und von diesen die vom Amt gewährte höchstmögliche Miete kassiert wird. Das diese Wohnungen weder einen hohen hygienischen noch sonst irgendeinen Standard haben, ist die traurige Wahrheit. Genau das soll nach Meinung von Markus Fröhlich ein Ende haben. Bei der Führung durch das Haus zeigt er der BIZ wie es auch anders aussehen kann: Von der gut sortierten Kleiderkammer, zur Ambulanz, bis hin zu den Appartements – alles ist in einem einwandfreien Zustand und die Menschen sind gut untergebracht. Doch im Haus der Fachberatung stehen eben nur 16 Plätze zur Verfügung, zu wenig, um all jenen zu helfen, die auch eine Wohnung benötigen.
„Wir sind auf mehr Geld angewiesen, um mehr Raum anbieten zu können. Wenn ich an den bevorstehenden Winter denke, habe ich Angst, dass uns da mal einer erfrieren könnte“ sorgt sich Fröhlich. Der BIZ-Fraktionsvorsitzende Stephan Wefelscheid kann Fröhlichs Sorgen und Nöte gut nachvollziehen. „Die Stadt wird durch die Fachberatung in Sachen Gefahrenabwehr stark entlastet. Insofern muss nach einer Lösung gesucht werden, damit keiner ernsthaft zu Schaden kommt“, betont Wefelscheid. Die BIZ-Fraktion wird sich deshalb in der kommenden Ratssitzung im November mit der Angelegenheit beschäftigen und verspricht, die Fachberatung, soweit es möglich ist, zu unterstützen.