Gotteshaus ist wegen statischer Mängel für die Öffentlichkeit gesperrt – FREIE WÄHLER mahnen sofortiges Handeln an
Koblenz-Altstadt. Am Wochenende standen Besucher des Florinsmarktes vor verschlossenen Toren: Wegen statischer Probleme wurden die Florinskirche und auch der direkt angrenzende Florinsmarkt bis auf Weiteres für die Öffentlichkeit gesperrt. Eines der bedeutendsten Baudenkmäler der Stadt Koblenz steht Gläubigen und Kulturfreunden womöglich in den kommenden Jahren nicht mehr zur Verfügung.
Mit einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung möchte der Koblenzer Landtagsabgeordnete Stephan Wefelscheid (FREIE WÄHLER) Auskünfte über die erforderlichen Maßnahmen, den Zeitplan und vor allem die Finanzierung erhalten. „Wir müssen in Koblenz gemeinsam den Druck erhöhen. Es darf nicht passieren, dass wir uns zur Bundesgartenschau 2029 gleich mit zwei Großbaustellen auf dem Florinsmarkt mit den damit eihergehenden Sperrungen blamieren. Das Gesamtensemble hat nicht nur für die Koblenzer, sondern auch für alle Besucher unserer Stadt eine hohe Strahlkraft“, so Stephan Wefelscheid, der Parlamentarischer Geschäftsführer der FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion ist.
Die romanische Florinskirche hat eine lange Geschichte, ihre Anfänge liegen im alten fränkischen Krongut, das 1018 durch Schenkung an das Erzstift Trier ging. Ursprünglich eine Stiftskirche, wurde das Gotteshaus in der kurzen napoleonischen Ära Staatseigentum. Im Zuge der Regelungen des Wiener Kongresses übernahm das Königreich Preußen auch die Gebäude des französischen Staates. Preußen stellte die Florinskirche schließlich der örtlichen evangelischen Kirchengemeinde bereit. In dieser Zeit ist die noch heute geltende Praxis verwurzelt, dass sich Staat und Kirchengemeinde die Kosten für den Erhalt des Kulturdenkmals teilen.
„Die Florinskirche hat nicht nur eine große Bedeutung für die evangelischen Christen in Koblenz, sie ist auch ein wichtiger Treffpunkt und ein bedeutender Ort für kulturelle Veranstaltungen auf hohem und höchsten Niveau für ganz in Koblenz. Insofern kann sich auch die Stadtverwaltung nicht einfach wegducken“, stellt Christian Altmaier fest. Der Kulturpolitische Sprecher der FREIE WÄHLER-Stadtratsfraktion fordert nun den neuen Kulturdezernenten Ingo Schneider und Noch-Baudezernent Bert Flöck auf, die Initiative zu ergreifen und eine Art „Runden Tisch“ ins Leben zu rufen, um die erforderlichen Maßnahmen zu beschleunigen und womöglich Stifter zu gewinnen. „Es darf nicht so laufen wie im Falle des Ensembles Altes Kaufhaus, Bürresheimer Hof und Schöffenhaus. Und auch nicht so wie bei der Alten Burg“, so der Kommunalpolitiker weiter.
Christian Altmaier verweist darauf, dass die statischen Probleme schon länger bekannt sind und erinnert in diesem Zusammenhang an ein bereits seit Juni 2022 vorliegendes Gutachten und die entsprechende Berichterstattung in den Medien. Aus seiner Sicht haben die Ereignisse eine neue Dynamik entwickelt, weil sich unter anderem hinter den unscheinbaren Rissen im Chorbereich offenbar gravierende Probleme verbergen, die schneller als gedacht gelöst werden müssen. Bislang war die Evangelischen Kirchengemeinde davon ausgegangen, dass die umfassende statische Sanierung in den Jahren von 2025 und 2030 in Angriff genommen und abgeschlossen wird – verbunden mit der Hoffnung, die Kirche zumindest temporär und in Teilen offen halten zu können.
Eine erste Kostenschätzung steht ebenfalls im Raum: Rund 12 Millionen Euro stehen für die statische Sicherung und die Sanierung des maroden Dachstuhls im Raum. Das Land hat signalisiert, entsprechend seiner historisch gewachsenen Verpflichtung 6 Millionen Euro zu übernehmen. Den Rest müsste die Evangelische Kirchengemeinde „stemmen“, kann dies aber bestenfalls nur in Teilen. Nötig ist es also, neue Förderquellen zu erschließen, zumal Stephan Wefelscheid und Christian Altmaier bezweifeln, dass die bisherige Kostenschätzung angesichts der Entwicklung von Baukosten und Materialien noch Bestand hat.
Auch wenn es sich bei der Schließung um eine Vorsichtsmaßnahme handelt und offensichtlich zumindest kurzfristig keine Gefahr in Verzug ist, mahnen Stephan Wefelscheid und Christian Altmaier sofortiges Handeln an. „Wir wissen alle, was mit Baudenkmälern geschieht, die nicht genutzt werden können – ihr Verfall beschleunigt sich. Das kann gerade im Falle der Florinskirche doch niemand wollen“, so die beiden Politiker abschließend.